Ergänzung zum Donau115 


                                                                                                                                    08.08.23

Ich hatte in meinem ursprünglichen Statement vom 25.07.23 Details über den Austausch, den ich mit dem Donau115 4 1/2 Wochen vor Veröffentlichung hatte, bewusst ausgelassen. Hierfür hatte ich mich entschieden, weil ich das Donau115 schützen wollte. Ich dachte mir, wenn die Details dazu heraus kommen wie zurückhaltend die Besitzer im Hinblick auf Awareness-Arbeit inkl. Konsequenzen waren, wäre die Community nur umso mehr enttäuscht vom Donau. Und ich hatte die Hoffnung, dass sich das Venue mit mir solidarisieren würde, sobald sie den breiten Rückhalt aus der Szene spüren. Und dass sie, nachdem sie das Statement gelesen haben, hoffentlich alle endlich verstehen würden, was ich bereits einem der drei Besitzer unter Beiwohnen von 2 Zeug*innen anvertraut hatte.

Leider ist es anders gekommen. Die Außenkommunikation des Venues auf Instagram war knapp und nebulös, ließ viel Raum für Interpretation, warf weitere Fragen auf und enthielt außerdem äußerst Problematisches, sowie Falschinformationen darüber wie die Kommunikation im Vorfeld tatsächlich war.
Nach dem zweiten und letzten Statement vor der Pausenerklärung, kommentierte ich unter dem Post und telefonierte auch noch am selben Abend mit dem Besitzer, mit dem ich die ganze zeit über Austausch hatte. Ich konfrontierte ihn mit den Falschinformationen und der Verantwortungsverschiebung vonseiten des Venues. Er sagte mir, dass er leider nur bedingt Einfluss auf das finale Statement hatte, wo die beiden anderen Besitzer seine Änderungswünsche, und die vom Rest der Belegschaft, nur wenig einarbeiteten. Wir verblieben so, dass die Besitzer innerhalb einer Woche die Falschinformationen richtig stellen. Das ist bis heute leider nicht geschehen.

Nach diesen zwei äußerst unbefriedigenden Statements, beschlossen die drei Besitzer gemeinsam das Donau am 31.07.23, ohne weitere Erklärung oder Aufklärung, auf unbestimmte Zeit zu schließen, offene Fragen aus der Szene unbeantwortet zu lassen. Seitdem gibt es eine Verschiebung der Diskussion in der Szene, in der welcher Personen, die vorher unbeteiligt an der eigentlichen Diskussion waren und teilweise noch nicht einmal dieses Statement gelesen haben, Dinge anders darstellen als sie sind. Es gab nie eine “Petition gegen” das Donau, sondern einen offenen Brief aus der Szene, in dem das Donau sehr gelobt, aber eben auch kritisiert und um eine Stellungnahme gebeten wird.

Ich möchte also hier, einmal kurz und einmal lang, zusammenfassen, was ich bereits auf Instagram unter den Posts des Donau115 kommentiert hatte. Und was ich auf meinem Instagram-Profil an Stories zu dem Thema geteilt hatte, und dort als Story-Highlight „Donau115“ zu finden ist.
Meine Absicht ist Falschinformationen richtigzustellen und den Vorwurf der angeblichen Cancel-Culture zu entkräftigen. Und dann endlich wieder meine Zeit und Energie dort hin zu geben, wo sie in dieser Diskussion hingehört: den Betroffenen. Es ist unser aller, gemeinsame Aufgabe, sie in dieser Diskussion nicht weiter zu traumatisieren.




Kurze Fassung  


Was falsch ist, bzw. in Donau’s Aussage falsch oder unklar angedeutet wurde:


  • Zum Zeitpunkt des ersten Gesprächs (24.06.23) wusste keine*r der Anwesenden von dem geplanten Auftritt von Greg Cohen, auch ich nicht.

  • Ich habe dem Donau nie gesagt, was es tun soll, ich habe den Besitzern nie gesagt, sie sollen den Auftritt absagen. Ich habe ihnen gesagt, dass sie erst herausfinden müssen, was sie tun können und wollen und dass es sinnvoll ist, dies in Zusammenarbeit mit einer professionellen Awareness-Agentur zu tun, bevor wir uns dazu weiter abstimmen können.
    Ich habe diese Entscheidung bewusst vor dem ersten Gespräch getroffen und mich durchweg daran gehalten: niemandem zu sagen was er*sie tun soll oder nicht, und auch niemanden zu überzeugen. Entweder wir haben dieselben Werte oder nicht, und es ist nicht an mir irgendjemandem Entscheidungen abzunehmen.

  • Ich habe den Besitzern nicht gesagt, welche Awareness-Agentur sie konsultieren sollen. Ich sagte, dass ich es für eine gute Idee halte, eine Awareness-Agentur einzuschalten, da sich sehr schnell herausstellte, dass die Donau noch keine Erfahrung im Umgang mit einem solchen Fall hatte. Als ich fragte, ob sie Empfehlungen bräuchten, gab ich ihnen mehrere, darunter auch die E-Mail-Adresse einer dieser Agenturen.

  • Sie sagen, dass ihnen durch das Lesen der Erklärung klar geworden ist, dass der Auftritt nicht stattfinden darf. Damit implizieren sie, dass ich ihnen dieselbe Information nicht vorher gegeben hätte. Was nicht stimmt.
    Ich hatte mich mit einem der Eigentümer und zwei Zeuginnen zusammengesetzt. Wir haben etwa 3 Stunden lang über nichts anderes gesprochen als über die missbräuchliche Beziehung und ihren Kontext. Das war 4 1⁄2 Wochen vor dem Konzert. Als wir von dem Konzert erfuhren, waren noch 4 Wochen Zeit (28.06.-26.07.). Als die Donau ihre zweite Stellungnahme veröffentlichte, war das erste Gespräch bereits 5 Wochen her.

  • Sie sagen, dass ich nur zugestimmt hätte, mit den anderen Eigentümern zu sprechen, wenn eine Vereinigung aka Awareness Agency anwesend ist, aber sie versäumen es zu erwähnen was mich dazu bewog, nämlich die problematischen Ansichten und die mangelnde Solidarität von zwei der Eigentümer. Erst als sich herausstellte, dass bei einem Treffen zwischen den drei Eigentümern die beiden anderen problematische Ansichten teilten und sich nicht mit mir solidarisierten, machte ich deutlich, dass ich an einem Treffen mit den drei Eigentümern ohne professionelle Mediation nicht teilnehmen würde, womit sie wiederum nicht einverstanden waren.




Was an Donau’s letztem Statement problematisch ist:


  • Die Donau Besitzer sagen nicht, dass sie mir glauben, sondern nur, dass sie mich unterstützen in meinem an die Öffentlichkeit gehe. Auch wenn mir anfangs einer der Besitzer seine volle Unterstützung, vor und nach dem Konzert zugesichert hatte, hat mich das Donau praktisch nicht unterstützt. Im Gegenteil. Das letzte Statement impliziert und behauptet so viel Falsches, dass ich seit seiner Veröffentlichung nur noch damit beschäftigt bin eventuelle Fehlinterpretationen einzudämmen und Anschuldigungen gegen Betroffene und Allies zurückzuweisen.

  • Sie teilen nicht mit, warum ich sie um Vertraulichkeit gebeten hatte, was den Eindruck erweckt, dass ich nicht mit ihnen zusammengearbeitet oder diese Entscheidung unüberlegt getroffen hätte. Mit einem Eigentümer habe ich hervorragend zusammengearbeitet. Ich hatte darum gebeten, die Kommunikation über ihn laufen zu lassen, weil ein anderer Besitzer, den ich nicht wirklich kannte, ebenfalls nicht mit mir in Kontakt trat. Und weil der dritte Besitzer pushy war mit mir unter vier Augen zu sprechen, während er bereits den Eindruck erweckte, mich zu bemitleiden, den Missbrauch nicht zu verstehen und ich außerdem wusste, dass er gut mit dem abuser befreundet war. Ich bat sie um Vertraulichkeit, weil ich mich vor unaufgeforderten Kontaktversuchen und vor jedem, der mich davon abhalten wollte, an die Öffentlichkeit zu gehen, schützen wollte.

  • Sie teilen meine Gründe nicht, warum ich mich entschieden habe, die Kommunikation über/durch einen Eigentümer laufen zu lassen, nämlich aufdringliches und unbeholfenes Verhalten von einem von ihnen, einschließlich eines starken Gefühls der unbewussten Voreingenommenheit, was sich später als wahr herausstellte, und dass ich den dritten Eigentümer nicht wirklich kannte.

  • Sie sagen, sie bräuchten mehr Informationen, um zu einer Entscheidung zu kommen. Abgesehen davon, dass ich diesem einen Eigentümer sehr viele Informationen gegeben habe: Betroffene schulden euch keine Details. Wir sind nicht vor Gericht! Hier geht es um ihren moralischen Kompass, den Schutz ihrer Mitarbeiter und ihres Publikums und darum, dass sie ihr Hausrecht ausüben, wenn sie zu dem Schluss kommen das tun zu wollen.
    Dabei auch nicht ganz unwichtig: Ich weiß jetzt ganz sicher, dass ich nicht die Einzige war, die von Greg Cohen betroffen war.

  • Sie sagen, sie hätten Greg Cohen vor einer Entscheidung mit den Vorwürfen konfrontieren wollen.
    Was haben sie sich von einem Gespräch mit dem Täter erhofft? Dass er ihnen sagt, dass ich da was falsch verstanden habe? Dass er ihnen sagt, dass es ihm leid tut? Welchen Unterschied hätte das gemacht? Was die Besitzer in dieser Aussage nicht erwähnen ist, wie gut sie mit dieser Person befreundet sind. Ein nicht ganz unwichtiges Detail in dieser ganzen Angelegenheit.

  • Sie sagen, dass die Kommunikation zwischen Donau und mir Mitte Juli eingestellt wurde, was erstens nicht ganz akkurat ist (wir schrieben zuletzt am 19.07.) und zweitens außen vor lässt, wie wir verblieben waren: Nämlich dass ich auf dem Laufenden gehalten werde, falls sich die Dinge auf Donau Seite ändern. Ich hatte mich noch einmal ausdrücklich versichert, dass alle wissen und verstehen, dass ich das Statement zum Zeitpunkt des Konzerts veröffentlichen würde und ich bereits in Kontakt mit der Presse stand. Ich habe ihnen sogar von dem Podcast-Interview erzählt, das ich gemacht hatte. Ich habe ihnen an dem Tag, an dem ich die Erklärung veröffentlichen wollte, gesagt, dass ich dies später am selben Tag tun würde.
    Ich habe bewusst nicht viele Informationen über die Hintergrundgeschichte mit der Donau in mein Statement aufgenommen, um die Donau zu schützen und ihnen die Chance zu geben, die Dinge irgendwie in Ordnung zu bringen, ohne weiteren Schaden anzurichten. Die Donau wiederum, hat sich kein Mal mit mir beraten, bevor sie eines ihrer Statements abgab. Ich habe erst nach dem zweiten Insta-Post mit dem einen Besitzer gesprochen, und auch nur, weil ich mit ihm über all das darin implizierte Victim Blaming sprechen wollte.
     
  • Die Besitzer sagen, dass das Konzert im Einvernehmen mit den für diesen Abend geplanten Musiker*innen abgesagt wurde. Sie sagen nicht, dass mindestens zwei der anderen Musiker*innen ihre Teilnahme an diesem Konzert abgesagt haben. Es kann sein, dass sie das Konzert im Einvernehmen mit dem Abuser abgesagt haben, anstatt dass sie ihm absagen. Jedenfalls haben sie an diesem Tag mit dem Abuser gesprochen, aber nicht mit mir. Nicht ein einziges Mal, bevor sie eine der Erklärungen oder ihre Entscheidung, eine unbestimmte Pause einzulegen, veröffentlicht haben.

  • Einige Leute in der Szene schlossen daraus, dass ich die Donau aufgefordert habe, den Club zu schließen, oder dass sie sich meinetwegen dazu entschlossen haben. Das ist nicht wahr. Die Entscheidung wurde allein von den Eigentümern und ohne weitere Rücksprache mit mir oder irgendwem sonst getroffen. Ich habe von dieser Entscheidung auf die selbe Weise wie der Rest erfahren, nämlich über Instagram. Tatsächlich habe ich in dieser Nacht zwei Eigentümern geschrieben und sie gebeten, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Für die Belegschaft, für die Musiker*innen, für die gesamte Community und für die Betroffenen, die dafür verantwortlich gemacht werden könnten. Ich habe von keinem der Besitzer eine Antwort erhalten.



Lange Fassung


Ich hatte einer Freundin von meiner Erfahrung berichtet, und ihr erzählt, dass ich gerade dabei bin einen Umgang dafür zu finden. Dass ich vorhabe an die Öffentlichkeit zu gehen, und noch herausfinden muss, wie das überhaupt stattfinden kann. Und dass ich in den letzten Jahren einige Versionen eines Statements geschrieben hatte, aber derzeit keines habe, dass ich veröffentlichen könnte/ wollte. Sie ermutigte mich dazu, mich einem der Besitzer des Donau115 anzuvertrauen. Grund für diesen Vertrauensvorschuss, auch meinerseits, war, dass dieser Besitzer und ich einigen Meetings beigewohnt hatten, in welchen sich Personen, die Open Mics safer machen wollen, austauschen. Diese Community Meetings fanden die letzten beiden Male im Donau115 statt.
Den Besitzer des Donau nahm ich in diesen Meetings als sehr aufmerksam, wissend und reflektiert wahr.
Jemand, der sich seiner Privilegien und seiner Verantwortung bewusst ist und sich aktiv dafür einsetzt seinen Space safer zu machen und dabei betroffene Personen ernst nimmt. Außerdem ist der Täter nicht irgendwer, sondern jemand, der in Berlin mittlerweile beinahe ausschließlich im Donau115 spielt, und dem Club und den Besitzern, wie ich später verstand besonders den anderen beiden Besitzern, auch persönlich sehr verbunden ist/war.


Dieses Gespräch fand am 24.06. statt, außer mir war eben jene Freundin, die auch im Donau arbeitet, sowie eine weitere Freundin anwesend. Das Gespräch dauerte insgesamt ca. 3 Stunden. Ich sprach über meine Erfahrung und wurde darin ernst genommen, gehört und mir der Solidarität des Besitzers versichert. Mir wurde geglaubt. Der Besitzer sagte in diesem Gespräch von sich aus, dass wenn er alleine entscheiden könnte, sofort klar wäre, dass die gewaltausübende Person in Zukunft nicht mehr im Donau115 spielt.
Es wirkte auf mich als wäre er sich seiner Verantwortung bewusst, ähnlich der Fürsorgepflicht, die ein Arbeitgeber gegenüber all seinen Mitarbeitenden hat.

Am Ende dieses Gesprächs fragte er mich, was ich vom Donau erwarte, was er tun soll, worauf ich sagte: “ich kann euch nicht sagen was ihr tun sollt. Das ist auch nicht meine Aufgabe und es würde sich falsch anfühlen das zu tun. Denn ihr handelt ja nicht nur für mich, sondern für uns alle.”
Ich sagte sinngemäß: “ihr wollt ein safer space sein. hierfür ist es wichtig, dass ihr gemeinsam herausfindet, definiert und formuliert was eure Werte sind. Und dann müsst ihr einen Weg finden wie ihr diesen Ort betreiben könnt, sodass dies in Übereinstimmung mit euren Werten ist. Ihr müsst wohl erst einmal herausfinden welche Handlungsoptionen ihr überhaupt habt. Und ich denke es lohnt sich hierfür professionelle Hilfe hinzu zu holen, zB in Form einer Awareness Agency. Ihr müsst mir sagen was ihr tun könnt und was ihr tun wollt. Und ab da können wir weiter machen.” Diese Entscheidung traf ich bewusst in Vorbereitung auf das Gespräch: ich sage niemandem und keiner Institution, was er*sie tun soll, und ich überzeuge niemanden. Entweder wir haben die selben Werte oder nicht. Entweder ihr wisst was ihr tun könnt und wollt, bzw findet es heraus, oder nicht. Ich hielt mich die ganze Zeit daran und tue es bis heute, weil ich weiß, alles andere eine Einladung für victim-blaming und Verantwortungsverschiebung wäre.

Wir verblieben so, dass der Besitzer sich in unregelmäßigen Abständen bei mir meldet und wir zu unseren jeweiligen Prozesse im Austausch bleiben, dass sich das Donau aber spätestens dann bei mir meldet, wenn die nächste Booking Anfrage von oder für Greg Cohen reinkommt. Und dass jedwede Einweihung weiterer Personen nur in vorheriger Rücksprache mit mir und meiner ausdrücklichen Erlaubnis erfolgen soll. Alle waren der Meinung, dass das die einzig richtige Vorgehensweise ist. Es gab daran keine Zweifel, weil sich alle Anwesenden der Sensibilität der Information bewusst waren und der Schutz von Betroffenen oberste Priorität für alle hatte. Ich bin mit einem sehr guten Gefühl aus dem Gespräch herausgegangen.


Vier Tage später, am 28.06.23 erhielt ich eine Mail von jenem Besitzer. Ihm wurde bewusst, dass besagter Täter bereits das nächste Konzert gebucht hatte und dieses auch in wenigen Wochen, am 26.07.23 stattfinden sollte.Er versicherte mir, dass sich das Timing und die Details weiterer möglicher Vorgehensweisen absolut nach mir richten sollten, und obwohl er bedauerte nicht etwas mehr Zeit für weitere Schritte zu haben, sicherte er mir seine Unterstützung zu. Sowohl für vor dem Konzert, als auch für danach.


In der darauffolgenden Mail vom 29.06.23 schrieb ich nochmals, dass ich dem Donau nicht sagen kann, was es tun soll. Dass wir aber gerne im Austausch sein können, sobald das Donau weiß was es tun kann und was es tun will.
Ich wies auch hier darauf hin, dass eine Awareness Agentur wichtig für diesen Prozess ist. Auch, um die anderen Besitzer in ihrem Prozess zu begleiten, bei denen ich bereits Grund zu der Annahme hatte, dass sie in puncto Awareness noch nicht so weit sind, wie der Besitzer, mit dem ich sprach, und dass die Identität des Täters zusammen mit meiner Erfahrung vermutlich große kognitive Dissonanz auslösen würde.

In der nächsten Mail am selben Tag versicherte mir der Besitzer, dass er mich unterstützt, wenn ich in Hinblick auf das geplante Konzerts entscheide in intensiveren Austausch mit dem Donau zu gehen, um etwas zu bewegen oder falls ich möchte, dass das Konzert abgesagt wird. Aber auch, dass er nicht alleine eine Awareness Agentur einschalten kann, sondern, dass sich dafür alle drei Besitzer des Donau einig sein müssten und bat mich um die Erlaubnis die anderen beiden einzuweihen.


In der Mail vom 30.06.23 gab ich meine Erlaubnis die anderen beiden Besitzer einzuweihen und schrieb, dass ich mich darauf vorbereite an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich legte in dieser Mail noch keinen Termin fest, weil mir klar war, dass ich noch mehr Unterstützung aus dem Umfeld dafür brauchen würde, ich also einige anstrengende Gespräche mit ungewissem Ausgang führen müssen würde. Und weil ich mit den bisherigen Versionen meines Statements nicht zufrieden war, und dementsprechend das zu veröffentlichende Statement noch schreiben musste. Ich wieß erneut auf den Sinn einer Awareness-Agentur in diesem Prozess hin und bat darum sich in jedem Fall auch rechtlichen Rat zu holen bzgl. Stornierungsgebühren, um sicher zu gehen, dass das Venue für jede Entscheidung seitens der Besitzer abgesichert ist. Ich bat auch hier nicht darum, dass der Gig gecancelt werden solle, sondern wollte sicher gehen, dass die Besitzer selbstständig eine gut informierte Entscheidung treffen. Ich schrieb, dass ich gerne wissen würde, inwiefern mich das Donau unterstützen möchte, dass die Veröffentlichung des Statements davon nicht abhängt, aber dass es doch Sinn macht sich zu koordinieren.
Ich gab, ausdrücklich als Vorschlag, eine Email Adresse von einer renommierten Awareness Agentur weiter. Ich schrieb am Ende dieser Mail, bestärkt durch die Email des Besitzers davor: „I feel empowered by knowing that you are willing to take action. If we can make this happen before the gig on July 26th, let’s do it!“

Daraufhin, zwei Tage später, fand ein Treffen der Besitzer statt. Ein anderer Besitzer hatte versucht mich danach anzurufen, ohne mir vorher zu signalisieren in welche Richtung das Gespräch gehen könne.Da ich ihn zuvor zwar als sehr freundlichen Typen, aber in puncto Awareness noch nicht sonderlich wissend erlebte, entschied ich mich dagegen das Gespräch anzunehmen und schrieb stattdessen dem bereits eingeweihten Besitzer, dass ich die Kommunikation vorerst über ihn laufen lassen möchte.

Wiederum zwei Tage später versicherte mir jener Besitzer via Mail, dass alle die Angelegenheit sehr ernst nähmen und alle der Ansicht seien, dass es eine gute Idee ist eine Awareness Agentur dazu zu holen. Dass ich gerne die Kommunikation über ihn laufen lassen könne und bitte ein paar Terminvorschläge für ein gemeinsames Treffen mit der Awareness Agentur übersenden solle, was ich am darauffolgenden Tag tat.

Am selben Abend war ich beim, wie immer gut besuchten, queer-feministischen Open Mic im Donau. Einer der anderen Besitzer war anwesend und kam mit einem Blick, den ich als verzweifelt, mitleidig und verwirrt interpretierte, auf mich zu. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass er nicht verstand was passiert war und sich in tiefem Konflikt befand bzgl seiner Freundschaft und Loyalität zum Täter. Dieses Gefühl sollte sich leider wenige Tage später als richtig erweisen. Er fragte mich, ob wir uns unterhalten könnten, sagte dann aber selbst, dass das vielleicht gerade nicht so ein guter Moment sei, was ich bestätigte.
Aufgrund meines Gefühls schrieb ich dieser Person noch am selben Abend eine WhatsApp-Nachricht, in der ich sagte, dass ich die Kommunikation bitte gebündelt über eine Person laufen lassen möchte, nämlich den Besitzer, dem ich mich ursprünglich anvertraute. Ich tat dies wie gesagt aus Schutz vor eventuellem Victim-Blaming und auch um die Kommunikation effektiv, vs. verstreut zu halten. Dies wurde verstanden und respektiert.

Wenige Tage später telefonierte ich über Lautsprecher erneut mit dem eingeweihten Besitzer des Donau, mein Partner war am Gespräch beteiligt. Ich bat ihn als Zeuge dabei zu sein. In diesem Gespräch gab der Besitzer weiter, dass mit den anderen beiden leider keine Einigung erzielt werden könne, sie keine Awareness Agentur einschalten wollten und auch sonst nicht als Donau aktiv werden wollten. Es wurden manche Aussagen aus dem Besitzer-Gespräch weitergegeben, die ich hier nicht wiederholen möchte. Doch die Loyalität zum Täter wurde genannt, sowie die grundsätzliche Annahme, es läge kein strukturelles, sondern ein individuelles Problem vor. Es wurde klar, dass das Donau sich nicht in der Verantwortung sieht, und dass bei den anderen beiden Besitzern eine Verdrängung kognitiver und emotionaler Dissonanz, sowie implizites Victim-Blaming passieren. Ich korrigierte den Besitzer als er sinngemäß sagte die anderen wollten nicht meinem Wunsch nachkommen das Konzert zu canceln, dass ich sie nie darum gebeten hatte. Dass ich in ihrer Position anders handeln würde, weil mein moralischer Kompass klar ausgerichtet ist, ich ihnen diese Entscheidung aber weder abnehmen kann, noch will.
Der Besitzer war über diese Entwicklung selbst sehr enttäuscht. Wir vereinbarten, dass er die Inhalte unseres Telefonats an die anderen Besitzer weiter geben und weiter mit in Kontakt bleiben würde.

Der andere Besitzer sandte mir noch am selben Tag eine 5-minütige WhatsApp Nachricht. Ich schrieb ihn und erinnerte ihn daran, dass ich die Kommunikation aus (oben genannten) Gründen, die ich ihm auch nannte, über den anderen Besitzer laufen lassen möchte. Dass er diesem Kommunikationsweg auch zugestimmt hatte, und ich seine Nachricht aus Selbstschutz nicht anhören werde. Ich bat darum, dass wenn er mich kontaktieren wolle, dies bitte gemeinsam mit den anderen Besitzern über Email tun solle. Und dass ich von ihm privat nicht kontaktiert werden möchte.

Der Weg über den eingeweihten Besitzer war stets offen, mit ihm war ich weiterhin in Austausch. Trotzdem kontaktierte mich der andere Besitzer noch einmal via Email und noch einmal über sms. Dieses Missachten meiner Grenzen aus Selbstschutz hat mein Vertrauen in diese Person weiter geschwächt.

In dieser Zeit sprach ich vertraulich mit mehreren Kolleg*innen, inkl. in einem Podcast Interview für die Szene zum Thema Identität und psychische Gewalt in unserer Szene.
Es war klar, dass das Schweigen für alle belastend war. Unter anderem deswegen wurde ich von einigen ermutigt das Statement um die Zeit des geplanten Konzerts zu veröffentlichen, am besten davor.
Ich entschied mich dafür das Statement vor dem Konzert zu veröffentlichen, auch um dem Donau die Chance zu geben bisher Versäumtes nachzuholen, da aus den Gesprächen mit meinen Kolleg*innen bereits absehbar war wie groß die Enttäuschung aus der Szene sein würde.


Ich hielt den Besitzer über diese Entwicklung auf dem Laufenden. Und ich bat ihn mir zu versichern die anderen Besitzer darüber informiert zu haben, dass ich das Statement um die Zeit des Konzerts herum veröffentlichen würde, und dass ich damit auch an die Presse gehen werde. Dass sich darüber alle im Klaren sind. Dies bestätigte er mir.
Ich hatte große Arbeit und Mühe das Statement fertig zu bekommen und bereitzustellen und schaffte es gerade noch so vor dem Konzerttermin.
Ich veröffentlichte es kurz vor Mitternacht, in der Nacht vom 25.07. auf den 26.07.23 und schrieb dem eingeweihten Besitzer des Donau davor, am 25.07. um 17.50 Uhr, dass ich das Statement noch am selben Abend veröffentlichen würde.
Der Empfang dieser Nachricht wurde bestätigt und wir verblieben, dass wir uns bald sprechen würden.


Was auf diese unterlassene Unterstützung folgte, kann zusammengefasst werden als mangelhaftes bis schädliches Krisenmanagement.
Das Staff möchte sich noch selbst äußern, hat sich aber von Anfang an und durchweg mit mir solidarisiert.

Die Besitzer haben das Donau ohne weitere Angabe von Gründen am 31.07. auf unbestimmte Zeit seine Türen geschlossen.
Obwohl ich noch nach dem zweiten Donau-Statement mit dem Besitzer telefoniert hatte und wir so verblieben waren, dass die Falschinformationen innerhalb einer Woche korrigiert und offene Fragen beantwortet werden, ist das bis heute nicht geschehen.
Meine Instagram Kommentare und meine Direktnachrichten an zwei der Besitzer mit der Bitte das Donau wieder zu öffnen, und der Community ihren Raum für persönliche Gespräche zurückzugeben, bleiben unbeantwortet.

Es gab einen offenen Brief aus der Szene, in dem das Donau als Ort gelobt wird, der schon vieles richtig macht. Und in dem das Donau aber auch für das bisherige Unterlassen von aktiver Solidarität kritisiert wird und in dem gebeten wird die eigenen Werte transparent zu kommunizieren und für sie einzustehen. Andere Stimmen auf Social Media hatten denselben Inhalt. Teils unterschiedlich im Ton, und dennoch stets versichernd, dass dieser Ort geliebt und gebraucht wird, und wir diese Diskussion alle gemeinsam führen müssen.

Es ist eben, anders als teilweise momentan dargestellt, nicht so, dass es eine „Petition gegen“ das Donau gab. Es gab einen offenen Brief, viel Anerkennung und Liebe, aber eben auch berechtigte Kritik.
Es ist nicht so, dass das Donau abgestraft wird. Sondern, dass die Community, welche diesen Ort maßgeblich gestaltet, klarere Kommunikation und besseren Umgang mit der Situation verlangt. Stets unter der Versicherung wie gut und wichtig dieser Ort bereits ist.
Das ist nicht zu viel verlangt. Und es ist für uns alle.


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